Was deinen Glauben wirklich stark macht

Alexander Preiss
14.11.2022
Lesezeit:
15
min

Wir Christinnen und Christen sind Weltmeister im Ermahnen. Unsere eigentliche Aufgabe wäre eine ganz andere. Nämlich einander zu ermutigen.

Darauf weist Paulus in Römer 1,12 (NLB) hin:

«Ich möchte euch ermutigen, aber auch selbst durch euren Glauben ermutigt werden. Auf diese Weise werden wir uns gegenseitig im Glauben stärken»   

Von daher: Fange an, andere zu ermutigen, wenn du dich nach einem starken Glauben sehnst! Was du an Ermutigung säst, wirst du auch ernten. Davon profitieren letztlich alle. Der Glaube wird gegenseitig gestärkt. Paulus stellt dieses Prinzip gleich an den Anfang seines Briefes an die Römer. Einem Brief, der gerne und oft von der Ermahnerfraktion herangezogen wird. Übrigens: Das griechische Verb, das im Neuen Testament sowohl für das Ermahnen wie auch das Ermutigen gebraucht wird, ist parakaleo. Nur reiner Zufall?!  

Nun, man kann bekanntlich von zwei Seiten vom Pferd fallen. Auch beim Übersetzen oder Auslegen. Es geht sicher nicht darum, dass du die Ermahnung einfach aus deinem Wortschatz verbannst. Das wäre zum Beispiel bei Menschen, die Spendengelder veruntreuen, keine gute Idee. Dazu solltest du auf keinen Fall ermutigen. Interessant ist im Blick auf parakaleo, dass das Ermutigen und Ermahnen wohl viel näher zusammenliegen und -gehören, als wir meinen.

Du kannst eine Person ermutigend ermahnen, wenn es erforderlich ist. Das geht tatsächlich. Wenn du nämlich ermutigst und stärkst und auch selbst von anderen Menschen ermutigt und gestärkt wirst, dann ist eine (er-)tragfähige Basis gelegt für die mögliche oder eben nötige Ermahnung. Deine Herzenshaltung und dein Tonfall werden dann stimmen. Und auch deine Bereitschaft, etwas Ermahnendes anzuhören, anzunehmen und anzuwenden.

Du solltest es hingegen unterlassen, andere ermahnend zu ermutigen. Das funktioniert überhaupt nicht. Und es ist auch nicht der Weg, den Paulus in diesem Vers beschrieben hat. So wird der Glaube nicht gestärkt. Die Sache wird entmutigend und schwächend. Warum dringen so viele «Ermahner vom Dienst» nicht zu den Menschen durch? Ich vermute, weil sie selbst keine Ermutigung und Stärkung durch andere erfahren haben. Die Folge davon ist, dass sie Stärke demonstrieren wollen und ihren eigenen Mangel an Ermutigung durch die Genugtuung zu kompensieren versuchen, besserwisserisch andere bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu kritisieren. Sich von solcher Lieblosigkeit nur liebend gerne abwenden zu wollen, ist nicht verwunderlich.

Wenn du Paulus' Prinzip der Ermutigung anwendest, wird sich etwas Grundlegendes verändern: Du wirst sogar dankbar sein für die (ermutigenden) Ermahnungen von anderen Menschen. Weil auch sie deinen Glauben stärken. Das finde ich wiederum sehr ermutigend. Und du?

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